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Aktivitäten

11. April 2024

Das große Saison-Abschluss-Interview mit Marion und Thomas "Toni" Friedrich

Die Geschwister Marion und Thomas Friedrich leben Basketball in Gross-Gerau seit mehr als 40 Jahren! Beide haben selbst von der Jugend bis in den Erwachsenenbereich das Jersey des TV getragen, seit nunmehr knapp zwei Jahrzehnten fordern und fördern sie als „Coaching Tandem“ den Nachwuchs und die Damen der erfolgreichen Abteilung des Turnvereins in der Kreisstadt! Im großen Saisonabschluss-Interview sprachen wir vor ein paar Tagen gemeinsam über den „Überraschungscoup“ der 1.Damen, die vorbildliche Nachwuchsarbeit, sowie das gesunde Fundament der Abteilung. 

Für viele überraschend, sind die 1.Damen in die Regionalliga aufgestiegen. Und das mit nur 3 Niederlagen auch noch ziemlich souverän. Wie sehr hat euch der Aufstieg selbst überrascht?

Marion: Natürlich war der Aufstieg überraschend, denn die Saison war ja eigentlich ganz anders geplant. Es ging eigentlich darum die Abgänge zu kompensieren, und auch u.a. Anika nach ihrer schweren Verletzung wieder zu integrieren. Schön, dachten wir, wäre ein Mittelfeldplatz, vielleicht auch unter die ersten vier zu kommen. Das war aber eher ein Traum, realistisch sollte es ein Platz im Mittelfeld sein.

Toni: Dem habe ich nichts hinzuzufügen. ( lacht )

Vor der Saison wurde von einer Art Umbruch gesprochen. Einige Leistungsträger der letzten Jahre sind aus verschiedenen Gründen kürzer getreten oder haben sich zurückgezogen, dazu kam die Verletzung von Antje zu Saisonbeginn.

Marion: Bei Antje vielleicht ergänzend, dass es am Anfang noch nicht klar war, ob Antje wieder spielt. Das hat sich dann erst in der ersten Hälfte der Saison herauskristallisiert, dass es mit ihrer Schulter leider einfach nicht mehr funktioniert. Natürlich hat das schon etwas geschmerzt, da viele junge Spielerinnen Antje schon lange, auch aus der Jungend ( Coach ) kennen und sie irgendwo auch eine Art Stabilisationsfaktor war.

Toni: Sie war ja auch Team-Captain und daher nicht nur auf dem Feld ein wichtiger Faktor bei uns.

Ihr habt es auch dank der sehr guten Nachwuchsarbeit der letzten Jahre geschafft, junge Spielerinnen schnell zu integrieren und an das höhere Niveau heranzuführen. Wie groß war diese Aufgabe?

Marion: Es ist vor allem der 2005er Jahrgang, der seit der U8, die wir ja nicht haben, dabei ist, der so richtig gewachsen ist bei uns. Die kennen sich alle auch untereinander schon sehr lange und haben viele Jahre miteinander gespielt. Da tragen wir jetzt die Früchte, aber die werden dieses Jahr alle schon 19 Jahre alt. Daran sieht man auch, wie lange das wirklich dauert!

Toni: Das Gute ist wirklich, dass Marion ja auch im Jugendbereich mit aktiv und integriert ist. Wir besprechen uns ja auch mit den Coaches in der Jugend und erklären Ihnen, was wir da erwarten und verlangen. Vor allem auch als Abteilung generell.

Beim Basketball braucht man neben einer guten Teamchemie auch Erfahrung auf Schlüsselpositionen. Ohne jemanden in diesem Team hervorzuheben, wie wichtig waren in der abgelaufenen Saison die Rückkehr von Anika und die Leistungen von Sabrina unter den Körben für den Erfolg? 

Marion: Die beiden haben auf jeden Fall eine spannende Geschichte. Also Anika ist für mich auf jeden Fall ein „Tier“, sie hat sich ja wirklich schwer und sehr unglücklich verletzt. Das Knie war ja praktisch ein Totalschaden. Meniskus und Kreuzbandriss, ziemlich dramatisch! Es war natürlich gut, dass ich da auch meine Verbindungen spielen lassen konnte im Anschluss bezüglich OP und weiterer Maßnahmen. Anika hat dann wirklich in keinem Training gefehlt, sie hat am Rand ihre Übungen gemacht und geschwitzt und geackert wie alle anderen auch. Natürlich mit einem anderen Ziel. Das war schon sehr beeindruckend, so eine Einstellung auf Amateurniveau sieht man da wirklich nicht so häufig! Anika ist unser Motor auf dem Feld, sie treibt an und sie will. Durch diese Einstellung alleine hat sie schon ein gutes Standing im Team, sie zieht die anderen förmlich mit! Sabrina hatte sich vor ein paar Jahren gegen die 1. Damen entschieden und vordergründig für die 2.Damen gespielt, aber auch immer mal bei uns ausgeholfen. Dadurch hat sie dann irgendwann wieder Blut geleckt und sich letztendlich am Ende wieder für die Oberliga entschieden. Wir haben dann, so wie wir es mit allen bei uns machen, positionsgetreu an bestimmten Bewegungsabläufen gearbeitet, um sie noch stärker zu machen.

Toni: Es war sicher auch gut, dass sie in ihrer Entwicklung dann wieder auf Spielerinnen getroffen ist, die besser ausgebildet sind. In den unteren Spielklassen kann man das oft nicht einschätzen, gegen wen man da spielt, das macht die Sache tatsächlich oftmals etwas schwerer. In höheren Klassen kann man Gegner teilweise besser ausrechnen, auch wenn die Aufgabe an sich etwas schwerer ist.

Auffällig war meiner Meinung nach neben einem guten Ball Movement im Spiel auch die Athletik, unser Fastbreak Spiel lebte oft von der Schnelligkeit von u.a. Carina und Paula, dazu haben wir gute Dreierschützen im Team. Richtige Schwächen kann man eigentlich nicht erkennen, oder?

Marion: Nein, aber es gibt natürlich immer Dinge, an denen man arbeiten kann und muss. Vor allem in der Defense können wir noch einiges verbessern. Natürlich müssen wir uns auch darauf einstellen, dass unser Gegner genauso schnell und athletisch ist, daher gilt es auch weiterhin am Set Play zu arbeiten. In der Vorbereitung auf die neue Saison wird das auch eine größere Rolle spielen, wir müssen da einfach auch einen Plan B für den Fall haben, dass unsere Schnelligkeit nicht ausreicht.

Toni: Man sieht aktuell aber natürlich, dass der Fastbreak unser großes Plus ist.

Wir haben mit Summer, Sarah und Hana junge, großbewachsene Spielerinnen im Team die vor allem durch ihren unermüdlichen Einsatz aufgefallen sind. Seit ihr von ihrer bisherigen Entwicklung selbst etwas überrascht, oder gehörte ihr Input einfach schon zum Plan dazu?

Toni: Man muss erstmal dazu sagen, dass alle genannten trotz ihrer von Dir angesprochenen Größe ein ungemeines Tempo haben für ihre Position. Sie fallen als Center also kaum von den Flügeln ab und verschaffen sich so schon oft einen Vorteil gegenüber ihren Gegenspielerinnen. Diese sind oft nicht so athletisch und gut ausgebildet.

Marion: Überrascht waren wir nicht wirklich, denn wir kennen sie ja alle schon sehr lange. Oft erkennt man ja schon das Potential im Training, aber im Spiel noch nicht. Ich wusste definitiv um ihre Stärken, die sie vielleicht manchmal auch aufgrund von Nervosität noch nicht im Spiel abrufen konnten. Summer und Hana zB. konnten sich schon während ihrer Jugendzeit immer im Training „battlen“, dieses Glück hatte Sarah leider nicht, denn sie hat im Team ( U18 Oberliga ) niemanden, der annähernd so groß ist. Da fehlt dann natürlich noch etwas. Deshalb wollten wir sie so schnell wie möglich bei den Damen integrieren, um ihr die Chance dafür zu geben.

Unsere 1.Damen haben vor zehn Jahren schon mal den Aufstieg in die Regionalliga geschafft, sind aber direkt wieder abgestiegen. Was gibt euch Hoffnung, dass es diesmal anders wird, bzw. wäre es überhaupt ein großes Thema bei Euch?

Marion: Die Hoffnung haben wir auf jeden Fall, denn die Situation damals war eine andere. Wir waren sehr angewiesen auf Spielerinnen von außen, Spielerinnen die den Verein nicht so gelebt haben wie unser aktuelles Team. Man merkt, dass man hier nicht nur zum Sport kommt, das ganze ist mittlerweile viel familiärer und ich glaube diese andere Art von Identifikation macht noch mal einen Bonus aus. Ich gehe also davon aus, das wir das schaffen können und auch wollen. Wir haben jetzt auch die Möglichkeit, aus dem Nachwuchsbereich weitere, gut ausgebildete Spielerinnen zu integrieren. Das hatten wir damals nicht, außerdem hatten wir einen verhältnismäßig alten Kader. Wir werden da sicher viele neue Erfahrungen sammeln und mitnehmen. Aber auch unsere Gegner müssen uns erstmal schlagen!

Toni: Wir hatten damals Spielerinnen, die teilweise sogar erst in der Saison dazukamen. Das war schon stark zusammengewürfelt. Wir hatten gute Einzelspielerinnen, aber jetzt haben wir ein gutes, eingespieltes Team! Wir kennen uns untereinander und haben eine ganz andere Bereitschaft Leistung zu zeigen und voll dabei zu sein.

Wie wird euer Sommer aussehen, wo gilt es in Bezug auf „den nächsten Schritt“ anzusetzen, bzw. können wir uns auf weitere Talente aus dem Nachwuchs freuen?

Marion: Eine Saison besteht für mich immer aus bestimmten Phasen. Aktuell trainieren wir etwas ab, rund um Ostern gibt es dann auch mal eine Pause, danach wieder Athletik, Krafttraining, Koordination etc. , auch individuell wird natürlich weitergearbeitet. Und dann geht es wieder ins Mannschaftstraining und bereitest dich auf die neue Saison vor. Möglicherweise schaut man sich auch mal ein Regionalliga Spiel an um zu schauen, wie das eigentlich vom Niveau her ist. Ja, wir führen bereits Gespräche mit Nachwuchsspielerinnen und haben auch schon eine Zusage für die neue Saison. Wir haben da durchaus Talente, die wir einbauen können und wollen.

Ihr beide seit mittlerweile knapp zwanzig Jahren für die Damen mitverantwortlich, bzw. vierzig Jahre im Verein. Ihr seit maßgeblich direkt an der positiven Entwicklung beteiligt. Was bedeutet euch der Verein persönlich, und gab es bei euch vielleicht trotzdem auch schon mal Momente wo ihr dachtet, ihr müsstet den Job übergeben?

Toni: Ich habe immer noch sehr viel Spaß daran in die Halle zu kommen und zu coachen. Natürlich gibt es Dinge die sich verändern. Das eine ist das Alter, und natürlich auch nebenbei das Privatleben. Es gibt, aber das ist ja normal, auch mal Momente in denen man frustriert ist, aber ich habe bisher nie einen Gedanken daran verschwendet aufzuhören.

Marion: Ich habe ja damals in Hofheim, Kronberg und Sulzbach gespielt. Mit Kronberg bin ich damals von der Regionalliga in die 2.Liga aufgestiegen. Hofheim ist eigentlich mein „Heimatverein“, neben dem TVGG, jetzt sieht man sich auch als Gegner in der Regionalliga dann mal wieder. Ich habe nie überlegt aufzuhören, denn ich habe nach wie vor viel Spaß. Sobald es keinen Spaß mehr macht und nur noch Stress ist, sollte man schon überlegen, wie auch privat, ob man nicht einen Wechsel vornimmt. Natürlich kennt man sich aber in der Basketballwelt und da wird schon mal von außen gefragt, ob man sich vorstellen könnte zu wechseln. Für mich ist aber das familiäre absolut ausschlaggebend dafür, in Groß-Gerau zu bleiben, denn das gibt es bei vielen anderen, größeren Clubs einfach nicht mehr in dieser Art.

Toni: Wir können hier relativ entspannt und ohne Druck arbeiten, jeder kennt uns und weiß, was wir aufgebaut haben. Das ist mir persönlich sehr wichtig. Bei vielen Clubs ist alles nur so lange super, wenn es nach oben geht. Man hat auch beim entscheidenden Spiel in Wiesbaden gesehen, wie viele der „alten“, die hier früher mitgespielt und aufgebaut haben dabei waren auf der Tribüne.

Unser Nachwuchs ist mittlerweile so gut besetzt, dass wir uns um die Abteilung eigentlich keine Sorge mehr machen müssen. Gibt es trotzdem irgendetwas, was euch noch fehlt, bzw. was ihr euch wünscht?

Marion: Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wäre es eine zusätzliche Sporthalle auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die Hallenzeiten sind schon ein großes Problem. Bei der U14 haben wir teilweise 25 und mehr Mädels, die auch auf unterschiedlichem Niveau spielen. Das macht ein Training nicht unbedingt einfach. Vor allem, weil wir nur 4 Körbe haben. Für die weitere Entwicklung wäre das schon wichtig für uns. Die aktuelle Situation ist da leider schon etwas unbefriedigend.

Toni: Als wir damals hier angefangen haben, haben wir wirklich fast alles selbst gemacht und uns um alles gekümmert. Mittlerweile hat sich das vor allem auch neben dem Feld sehr positiv entwickelt, jeder packt mit an und hilft wo er kann. Wir haben viele Veranstaltungen und Aktionen für Kinder, das ist sehr positiv. Es gibt eigentlich immer was, was man verbessern könnte. Angefangen beim Equipment bis hin zur Reinigung der Halle. Mehr Körbe wären super, aber das ist hier leider nicht so einfach umzusetzen. In anderen Hallen in ähnlicher Größe hängen vier Körbe mehr. Auch der Boden ist oft, warum auch immer, sehr rutschig. Hier würde ich mir wünschen, dass er während der Saison öfters gepflegt und gereinigt wird, so dass wir vor allem keine Probleme mit möglichen Verletzungen bekommen.

Vielen Dank für das Gespräch Marion & Toni, und weiterhin viel Spaß und Erfolg! 

Das Interview führte Holger Werner

 

 

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